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Gebet um Abkehr von Krieg und Gewalt

Weihbischof Gössl im Interview
Weihbischof Herwig Gössl: „Weiheakt ist kein magisches Geschehen“
Datum:
Veröffentlicht: 25.3.22
Von:
Marion Krüger-Hundrup

Bamberg. Papst Franziskus wird am Freitag, 25. März, Russland und die Ukraine dem Unbefleckten Herzen Mariens weihen. Er hat alle Diözesanbischöfe mit ihren Priestern und den Gläubigen eingeladen, diesen Weiheakt mitzuvollziehen. Das Erzbistum Bamberg kommt dieser Einladung des Papstes nach. Um 17.00 Uhr findet im Dom eine Andacht mit Erzbischof Ludwig Schick um Frieden statt, in der die Weihe mitvollzogen wird. Erzbischof Schick lädt alle Gläubigen zur Teilnahme ein. Der Gottesdienst wird auch im Livestream übertragen auf www.youtube.com/erzbistumbamberg. Die Pfarrer der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde in Bamberg, Andrii Khymchuk, und der rumänisch-orthodoxen Gemeinde, Ionut Paun, werden die Weihe mitvollziehen. Im Interview erklärt Weihbischof Herwig Gössl die Bedeutung dieses Aktes

Frage: Was muss sich der „normal“ kirchlich sozialisierte oder nicht-sozialisierte Bamberger unter dieser Weihe vorstellen?

Weihbischof Herwig Gössl: Die Weihe Russlands und der Ukraine an das unbefleckte Herz Mariens geht zurück auf eine Bitte Marias, die sie bei der dritten Erscheinung am 13. Juli 1917 in Fatima über die drei Seherkinder an den Papst gerichtet hat. Diese Bitte hatte damals die bevorstehende Oktoberrevolution mit der Übernahme der Macht durch die Bolschewiken im Blick. Die Weihe an das unbefleckte Herz Mariens ist ein inständiges Gebet um Bekehrung der Menschen zu Gott, um Abkehr von Gewalt und Krieg und Bereitschaft zu Versöhnung und Frieden. Wichtige Aspekte dabei sind Reue und Umkehr, die der Logik des Krieges entgegengesetzt sind, also der Logik von Gewalt und Gegengewalt. Das ist auch das Ziel der nun anstehenden Weihe an das unbefleckte Herz Mariens.

Frage: Wozu soll dieser päpstlich anberaumte Akt gut sein?

Weihbischof: Es geht bei dem Weiheakt nicht um irgendein magisches Geschehen, sondern um einen Akt des Vertrauens in Gott, der der Quell der Barmherzigkeit und der Liebe ist. Allein durch diese göttliche Kraft kann die Eskalation des Krieges gestoppt und können Wege zum Frieden beschritten werden. Der gemeinsame Akt der Weihe durch den Papst mit allen Bischöfen und damit den Ortskirchen ist ein weltkirchliches Zeugnis des Vertrauens, das die guten Kräfte in den Menschen stärken und die bösen Mächte der Feindschaft, der Rache und der Vergeltung besiegen kann. Wo viele Menschen aufrichtig im Gebet vereint sind, dort kann Gottes Geist leichter etwas Gutes in Bewegung setzen.

Frage: Was bedeutet „unbeflecktes Herz Mariens“? Soll damit eine sogenannte immerwährende Jungfräulichkeit selbst in der Ehe mit Josef ausgedrückt werden?

Weihbischof: Im Bild vom „Unbefleckten Herz“ wird die reine und offene Liebe Marias zu Gott und zu allen Menschen dargestellt. Das hat nur indirekt etwas mit der Jungfräulichkeit der Gottesmutter zu tun, die ja ebenfalls Ausdruck dieser Haltung ist. Im Wesentlichen geht es darum, dass Maria nicht sich und ihre Wünsche in den Mittelpunkt gestellt hat, sondern Gott und seinen Willen: Mir geschehe nach deinem Wort. Dies ist nur einem reinen, vertrauensvollen, auf Gott hin offene Herzen möglich, und genau das ist mit dem unbefleckten Herzen gemeint. Durch diese Haltung Marias kam Gott in die Welt und wurde das Böse im Kern besiegt. Von daher kann auch Gewalt, Krieg und Ungerechtigkeit überwunden werden. Maria wird von den gläubigen Menschen sowohl in Russland als auch in der Ukraine als Mutter verehrt. Sie will, dass unter ihren Kindern Frieden herrscht, kein Krieg.