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Bischof Gössl: „Der Tod geht uns auch in diesem Leben etwas an“

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Datum:
Veröffentlicht: 14.2.24
Von:
hal und lmd

Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler im Dom

Bamberg. Weihbischof Herwig Gössl hat am Aschermittwoch hat dazu aufgerufen, die Endlichkeit des Lebens nicht aus dem Bewusstsein zu verdrängen. Es gehöre zu den wunderbaren Geschenken der christlichen Botschaft, dass sie dem Menschen hilft, die Endlichkeit des irdischen Lebens anzunehmen. „Mit dem Glauben an Jesus Christus weitet sich der Horizont, und der Tod ist mit einem Mal nicht mehr die große Bedrohung, sondern vielmehr die Tür zu dem, was wir eigentlich erst wirklich Leben nennen können, ein Leben in Fülle und ohne Ende, ohne Bedrohung, geborgen in unendlicher Liebe“, sagte der ernannte Erzbischof in seiner Predigt zum Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler im Bamberger Dom.

Auch wenn der Tod als Fiktion in Fernsehkrimis oder als Realität in Berichten über Krieg, Terror, Verbrechen und Naturkatastrophen allgegenwärtig sei, so werde er dennoch meist verdrängt. „Ich wage zu bezweifeln, dass dieser groß angelegte Verdrängungsprozess den Menschen wirklich hilft“, sagte Gössl. „Der Tod geht uns auch in diesem Leben etwas an. Natürlich bestimmt die Endlichkeit des Lebens unser Denken und Empfinden, natürlich ragt der Tod tief auch in unser Leben hinein.“ Die Endlichkeit mache sich bei jeder schweren Erkrankung und jeder altersbedingten Einschränkung immer deutlicher bemerkbar. „Der Glaube an Jesus Christus dagegen stellt das Leben auf neuen, festen Grund“, sagte Gössl.

Der Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler als Begegnung zwischen Kirche und Kunst findet in vielen Städten statt. Die Erzdiözese Bamberg beging den Tag mit Kunstschaffenden und Kunstinteressierten aus den Bereichen Architektur und Bildender Kunst, Theater, Film, Literatur, Musik, Medien und Kunstwissenschaft in Kooperation mit der Akademie Caritas-Pirckheimer Haus in Nürnberg. 

„Endlos und endlich.“ - Videoloops von Künstlerin Sonja Toepfer

Nach dem Gottesdienst stand die Asche weiterhin im Mittelpunkt der Videoloops von Künstlerin Sonja Toepfer. „Endlos und endlich“, ist die Asche ein Symbol der Demut und Buße und sie ist bei der Künstlerin Material und Subjekt zugleich. Nach einer Einführung von Birgit Kastner, Hauptabteilungsleiterin für Kunst- und Kultur, zeigte die Künstlerin in Videos und Bildern Impressionen von ihrer Arbeit: Mensch und Asche als Protagonisten in ihrem Werk „zu Staub.“ Braune Asche aus dem Stock von Weinreben wird im Video über einen Menschen geworfen. In Zeitlupe fällt die Asche herunter und bleibt an Kleidung und Haut der Menschen haften, nur begrenzt von der Bewegung und Atmung der Protagonisten. Mit Begeisterung erzählte Toepfer von den spirituellen Momenten während ihrer Arbeit.

Weihbischof Herwig Gössl und Künstlerin Sonja Toepfer diskutierten über Asche und das endliche Leben

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Claudio Ettl, wurde die unterschiedliche Deutung von Asche klar. Die Künstlerin benutzt Asche als Material für ihre Videoloops und hält sich daran fest, erschafft etwas Neues.  Das Ritual, in dem sich ihre Protagonisten gefangen sehen, sei kraftschöpfend für die Seele, so Toepfer. Sie selbst war auch Protagonistin und ließ sich in eisiger Kälte mit Asche bewerfen. Weihbischof Gössl wiederum betonte, dass die Asche nach dem Tod eines Menschen für diesen freigelassen wird. Das Zeichen der Auferlegung der Asche, sei es im Gottesdienst oder in den Videoloops der Künstlerin, war für beide eine Vergewisserung. Man kann der Endlichkeit des Lebens fest ins Auge blicken und im Glauben Kraft tanken, selbst im Angesicht des Todes. Der ständige Übergang von Anfang und Ende, Asche und das endliche Leben. Mit dem Wind wird sie davongetragen und hat so eine andere Bedeutung für die Christen als für die Künstlerin.