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1000 Jahre alte Mauerreste in der Bamberger Kathedrale entdeckt

Die unterschiedlichen Mauern des heutigen und des früheren Doms
Datum:
Veröffentlicht: 23.5.12
Von:
Andreas Kuschbert
Bamberg. Von einer „Vorsehung“ und einem besonderen Geschenk zum 1000-jährigen Domjubiläum spricht Erzbischof Dr. Ludwig Schick. Die Bauforscher sprechen sogar von einer „Sensation“. Und alle meinen einen besonderen Fund, der jetzt im Zuge wissenschaftlicher Untersuchungen am Bamberger Dom zum Vorschein kam: Umfangreiche Mauerreste des Heinrichsdoms von 1012. Der Denkmalforschung waren bislang nur außerhalb der Westkrypta archäologisch erschlossene Überreste des ersten Bamberger Doms bekannt.
Bauforscherin Martina Engelhard erklärt die Mauerreste

Bamberg. Von einer „Vorsehung“ und einem besonderen Geschenk zum 1000-jährigen Domjubiläum spricht Erzbischof Dr. Ludwig Schick. Die Bauforscher sprechen sogar von einer „Sensation“. Und alle meinen einen besonderen Fund, der jetzt im Zuge wissenschaftlicher Untersuchungen am Bamberger Dom zum Vorschein kam: Umfangreiche Mauerreste des Heinrichsdoms von 1012. Der Denkmalforschung waren bislang nur außerhalb der Westkrypta archäologisch erschlossene Überreste des ersten Bamberger Doms bekannt.

Gefunden wurden die Mauern in einem seit langem nicht mehr benutzten Raum oberhalb einer Kapelle zwischen Querhaus und südlichem Seitenschiff. Den Ausführungen der Experten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege waren sie die südöstliche Ecke des ursprünglichen Querhauses.

Für Erzbischof Ludwig Schick ist der Wert dieser Entdeckung besonders groß, „denn sie zeigt uns, dass es zur damaligen Zeit ein aktives kirchliches Leben gab und die Liturgie durch die Kanoniker gepflegt wurde“. Als wichtig sieht der Bamberger Oberhirte an, „dass diese Mauer und das Erbe unserer Vorfahren bewahrt werden als Zeugnis und Auftrag, den Dom als wertvolles Gebäude weiter zu behüten und zu schützen, als ein Haus Gottes und des Gebetes, denn wer Gott ehrt, ehrt die Menschen“.

Dass die Entdeckung der Mauerreste ins Jahr des Domjubiläums fällt, hält Egon Johannes Greipl, Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, für ein besonderes Geschenk, „aber wir haben das nicht auf das Jubiläum hingetrimmt“, fügt er mit einem Schmunzeln hinzu. Die Mauerreste, so unscheinbar sie für den Betrachter auf den ersten Blick auch sein mögen, üben nach Greipls Worten eine besondere Faszination aus und schmälern nicht den Erkenntnisgewinn. „Das ist ein gewaltiger 1000 Jahre alter Rest“, so der Generalkonservator.

Dass der Mauerfund „reiner Zufall“ war, betonte auch Leitender Baudirektor Fritz Angerer vom Staatlichen Bauamt Bamberg. So habe das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege die Untersuchungen am Dom ausgelöst. Anlässlich des Weihejubiläums erscheint Ende dieses Jahres in der Reihe „Die Kunstdenkmäler von Bayern. Stadt Bamberg“ der Band „Das Domstift“. Im Zuge der Recherchen zu dieser Publikation untersuchte die Bauforscherin Martina Engelhardt die Andreaskapelle im Kreuzgang mit ihrem Umfeld. Im Obergeschoss der Gertrudenkapelle, die sich im Winkel zwischen dem Querhaus und dem südlichen Seitenschiff befindet, stieß sie auf einen seit langer Zeit aufgegebenen Raum.

„Wir haben die Indizien wie in einem Kriminalfall ausgewertet und sind dann zu diesem besonderen Ergebnis gekommen“, erklärt Engelhardt. Das Ergebnis lautete: Bei der südlichen und östlichen Mauer dieses Raumes, die aus kleinen Quadern gemauert sind, handelt es sich tatsächlich um Teile des ersten Dombaus, der am 6. Mai 1012 in Anwesenheit von König Heinrich II. geweiht wurde.

Von der Baumasse her ist dieser Fund nach den Worten von Matthias Exner vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege der umfangreichste Bestand des Heinrichsdomes, der außerhalb der Westkrypta bekannt ist. „Und durch diesen Fund kann man sich nun wesentlich besser das innere Erscheinungsbild des ersten Doms vorstellen,“ betonen Exner und Engelhardt.

Diese Mauerfunde können nach Exners Worten zur Klärung der Befunde in der Westkrypta beitragen, „denn diese Befunde, die wir hier machen, sind im Gegensatz zur Westkrypta durch nichts gestört worden, da der Raum nicht genutzt wurde“.

Die Ergebnisse bieten laut Matthias Exner zudem wichtige neue Anhaltspunkte für die Vorstellung von der Architektur des Heinrichsdomes: Sowohl über die Mauertechnik als auch über die Mindesthöhe des Heinrichsdomes gibt der Befund Aufschluss. So sei der Heinrichsdom etwa sieben Meter niedriger gewesen als der heutige Kaiserdom, der 1237 geweiht wurde. Auch belegen die Mauerreste, dass der Dom 1081 nach einem verheerenden Feuer nicht komplett abgebrannt sei, wie Dr. Annette Faber, Hauptkonservatorin am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, betont.

Vor allem aber hinsichtlich der ursprünglichen Oberflächen bieten sich nun neue Informationen. In geschützten Dachbereichen haben sich sogar die bauzeitlichen Zierfugen erhalten. Matthias Exner: „Das bisherige Bild des Heinrichsdomes, das vorwiegend auf archäologischen Befunden fußte, wird nun die neuen Erkenntnisse umfassend ergänzt und konkretisiert.“